Alexander Györfi

GERMAN OPEN

„temporary items" 1999/2000,  Animation, Komposition, modulare Synthese.


German Open, Gegenwartskunst in Deutschland, 1999/2000, Kunstmuseum Wolfsburg.

Videoinstallation, Grafik.



mit Franz Ackermann, Kai Althoff, John Bock, Simone Böhm, Cosima von Bonin, Marc Brandenburg, Matti Braun, Sunah Choi, Peter Dittmer, Olafur Eliasson, Stefan Exler, Christian Flamm, Peter Friedl, Alexander Györfi, Elmar Hess, Stefan Hoderlein, Christian Hoischen, Christian Jankowski, Stefan Kern, Andree Korpys/Markus Löffler, Michel Majerus, Maix Mayer, Jonathan Meese, Max Mohr, Manfred Pernice, Daniel Pflumm, Peter Pommerer, Neo Rauch, Tobias Rehberger, Reinigungsgesellschaft, Daniel Richter, Gregor Schneider, Tilo Schulz, Heidi Specker, Silke Wagner, Johannes Wohnseifer, Joseph Zehrer

German Open 1999 - Gegenwartskunst in Deutschland, Kunstmuseum Wolfsburg.
"temporary items" & „Beatballs“ - Videostills

„BEATBALLS AND FLUKES“ Video 1998

Mit Anke Bauer, Edgar Lichtner, Joachim Schütz, Dorothee Albrecht.

"temporary items" Video 1999

German Open 1999 - Gegenwartskunst in Deutschland 


German Open ist der Versuch einer Bestandsaufnahme zur Gegenwartskunst in Deutschland. Gerade in den letzten Jahren hat sich hier eine Künstlergeneration hervorgetan, die selbstbewusst, experimentierfreudig und vor allem überaus energiegeladen ist. Vergleichbar mit der jungen britischen Kunstszene zu Beginn der 90er Jahre, die das Kunstmuseum Wolfsburg 1996 mit der Ausstellung „Full House" würdigte, trägt diese Ausstellung den Strömungen, Interessen und Leidenschaften der aktuellen Kunst Rechnung. Auch bei „Sunshine and Noir - Kunst in Los Angeles 1960-1997" stand die Untersuchung einer künstlerischen Szene im Mittelpunkt. Der Querschnitt aus fast 40 Jahren, der Vergleich historischer mit ganz aktuellen Positionen verdeutlichte das Spezifische der West Coast.
German Open zeigt Arbeiten von 37 Künstlerinnen und Künstlern, die in Deutschland ihren derzeitigen Lebensmittelpunkt haben. Es ist das Fazit einer einjährigen Reise, einer intensiven Recherche mit vielen Atelierbesuchen, Gesprächen und Diskussionen. Die gesamte Ausstellung, künstlerische Nachbarschaften und die Inszenierung entstand in enger Zusammenarbeit mit den KünstlerInnen.
Die politischen Entwicklungen der späten 60er und 70er Jahre, Studentenunruhen, RAF, Woodstock und Vietnamkrieg bestimmten zwar das Wirklichkeitsfeld der meisten der beteiligten Künstlerinnen und Künstler, doch haben sie an diesen historischen Ereignissen nicht aktiv teilgenommen, sondern kennen sie nur aus Erzählungen oder medial vermittelt. Viele beziehen sich aber in ihren Arbeiten auf diese Vergangenheit. Unmittelbar erfahren haben sie dagegen Wiedervereinigung, Globalisierung, WorldWideWeb und Techno, genauso wie 16 Jahre politische Sozialisation durch die Regierung Helmut Kohl.
Die künstlerischen Hinterlassenschaften, die die heutige Generation prägt, stammen vor allem aus den 60er und 70er Jahren, mit Happening, Concept Art, Performance, Installation und Videoexperiment. Doch müssen diese Errungenschaften heute nicht mehr nur kritisch befragt, sondern können spielerisch variiert und wiederbelebt werden. Ohne Scheu und schlechtes Gewissen wird Vergangenes mit Gegenwärtigem verwoben.
Ü bergreifend werden andere Disziplinen wie Musik, Wissenschaft, Architektur oder Design an die Kunst angedockt. Historische Fakten und individuelle Gegenwartserfahrungen sind gleichermaßen Grundlage für den Arbeitsprozeß.
Künstlerinnen und Künstler machen wie selbstverständlich von den Möglichkeiten einer inhaltlichen oder formalen Vereinnahmung jedweden Materials Gebrauch. Alles ist mit allem kompatibel und immer neu disponierbar. Definitionen, Bestimmungen und Hierarchien werden aufgeweicht. Die Arbeiten sind als offenes System angelegt, das sich gegen eine als ideologisch verstandene Abgeschlossenheit wendet.
Eine Offenheit, die sich auch in den künstlerischen Ausdrucksmittel widerspiegelt. Malerei, Fotografie, Film oder Video, Installation und Performance können nebeneinander eingesetzt und miteinander kombiniert werden.
Der Zugriff auf elektronische Gestaltungswerkzeuge und digitale Informationskanäle war nie einfacher und selbstverständlicher als jetzt. Die Gegenwartskunst kann und will dies nicht ignorieren. Fotografien werden am Computer bearbeitet, Fernsehnachrichten werden manipuliert und gesampelt, Werbebotschaften und Displays werden imitiert und als Informationsdesign oder als Logokultur in die Kunst integriert genauso wie interaktive Programme, die den Betrachter einbeziehen.
Die Freiheit in der Wahl und Verwendung formaler Mittel, bedeutet aber auch, daß Zeichnung, Malerei, Skulptur oder Fotografie sich selbst genügend ihren Platz behaupten kann.
Heutige Kunst folgt nicht mehr ausschließlich dem Ideal vom einzig gültigen Masterpiece. Die alleinige Autorenschaft wird teilweise oder ganz aufgegeben. Koproduktionen sind keine Seltenheit. Künstlerkollegen, Kunstvermittler, Freunde und Bekannte werden in den künstlerischen Prozeß mit eingebunden, auch der Betrachter und Rezipient bleibt nicht außen vor. Es entstehen Projekte, die ausschließlich im Feld der Vermittlung angesiedelt sind. Im Gegensatz zur traditionellen Rolle wird der Künstler zum Anbieter von Dienstleistungen.
Vielfach agieren KünstlerInnen nebenbei als Musiker, DJ’s oder Komponisten. Musik ist heute allgegenwärtig und für diese Generation tätsächlich lebensbegleitend. Kein Wunder, dass sie einigen zur Leidenschaft und zum wichtigen Bestandteil ihrer Arbeiten wird. Mit dem Tonstudio im Taschenformat oder dem herkömmlichen PC wird die Begleitmusik zum eigenen Projekt, zur Ausstellung oder zur Party gemischt.
Gegenwartskunst präsentiert sich bisweilen in aufwendigen, narrativen Installationen, die in ihrer Materialvielfalt geradezu opulent ausfallen. Häufig fungieren sie als Bühne für künstlerische Aktivitäten. Immer aber sind diese Arbeiten begleitet von einer Rahmenhandlung, die verkettet ist mit der eigenen Biografie, dem subjektiven Gedanken- und Gefühlskosmos, gesellschaftspolitischen oder alltäglichen Themen. Jedes einzelne Objekt dieser Installationen wird erst im Zusammenschluß aller Objekte verständlich und in seiner Bedeutung potenziert. So werden Geschichten erzählt. Verstehen liegt dann im Talent des Betrachters begründet.
German Open stellt sich als ein gleichberechtigtes Nebeneinander vieler künstlerischer Positionen dar, die unbekümmert, optimistisch und phantasievoll unterschiedlichste Medien und Inhalte miteinander kombinieren und ihre Energie auf den Betrachter übertragen.
Katalog: ca. 320 Seiten, deutsch, englisch, Format: 25 x 20 cm, ca. 400 Farbabbildungen mit Vorwort von Gijs van Tuyl, einem Text von Andrea Brodbeck und Veit Görner sowie repräsentativen Autorentexten zu den beteiligten KünstlerInnen. Gleichzeitig sind die künstlerischen Positionen sowohl einzeln als auch im Ausstellungskontext ausführlich visuell dargestellt.



Pressetext

Mit der Ausstellung „Full House – Junge Britische Kunst“ hat das Kunstmuseum Wolfsburg im Jahr 1996 erstmals ausführlich die junge Künstlergeneration eines Landes vorgestellt, die zu dieser Zeit das Interesse der internationalen Kunstwelt auf sich zog. Im Jahr 1997 folgte die Ausstellung „Sunshine & Noir – Kunst in Los Angeles 1960–1997“, die unter Einbeziehung historischer Positionen ebenfalls aktuelle Strömungen in der Gegenwartskunst präsentierte. In Anlehnung an diese beiden vorangegangenen Projekte entstand die Idee, auch der Kunstszene in Deutschland mit ihren nach der Wiedervereinigung neu entstandenen Zentren verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen.


Die Kuratoren der Ausstellung haben im Vorfeld weit mehr als 100 Ateliers in der Bundesrepublik besucht und nach intensiver Recherche und ausführlichen Diskussionen die Präsentation entwickelt. Einige der in der Ausstellung vertretenen KünstlerInnen wurden schon in Einzel- oder Gruppenausstellungen einem breiteren Publikum vorgestellt, andere wiederum stehen unmittelbar am Anfang ihrer künstlerischen Entwicklung.


Die Wolfsburger Ausstellung „German Open“ stellt mit 37 ausgewählten Positionen ein umfassendes Spektrum der aktuellen, äußerst vielfältigen Kunstpraxis in Deutschland vor.


Diese künstlerischen Hinterlassenschaften, die die heutige Generation prägen, stammen vor allem aus den 60er- und 70er-Jahren, mit Happening, Concept Art, Performance, Installation und Videoexperiment. Auch die Arbeiten von Andy Warhol, Bruce Nauman, Dan Graham und Nan Goldin haben auf sie bedeutenden Einfluss ausgeübt.


Viele der Arbeiten reflektieren direkt die konkreten Erfahrungen des alltäglichen Lebens, die Freizeitkultur mit ihrer ausgeprägten Musikszene, Onlinekommunikation und Internet , das Nebeneinander kultureller und sozialer Szenarien sowie die visuellen Bildwelten von Film, Fernsehen und Werbung. So sind es häufig Eindrücke und visuelle Muster der Alltagskultur, die die Themen für die Arbeiten liefern. Auch wenn sich hier eine Gemeinsamkeit in der künstlerischen Produktion andeutet und viele der beteiligten KünstlerInnen untereinander durch Freundschaften und gemeinsame Projekte verbunden sind, ist jede Position für sich einzigartig und unverwechselbar.


Die Wolfsburger Ausstellung wird die unterschiedlichen künstlerischen Interessen aufzeigen und damit die ‚ Polydimensionalität‘ der aktuellen Kunstpraxis verdeutlichen. Der vielfältige Erfahrungshintergrund wirkt sich auch auf die Wahl der künstlerischen Ausdrucksmittel aus: Malerei, Fotografie, Film oder Video werden in den Projekten miteinander kombiniert oder auch als Einzelmedium eingesetzt.


Auszug Katalogtext: Videonale 9/ Bonn über "temporary items"


Man kann Heute rund um die Uhr auf mehreren Kanälen Musikclips sehen. Digitale Bildbearbeitungstechniken erschliessen in den Clips ständig neue visuelle Welten. Das Grundproblem des Mediums ist jedoch das selbe wie zu Anfang der 80er Jahre. Die Zentrale Frage lautet weiterhin: Wie kann man eine einleuchtende Zuordnung von Bildern und Musik herstellen?


Alexander Györfi wirft in seinen Clips genau diese Grundsatzfrage auf-indem er auf die Suche geht nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner von Bild und Musik. Bei der Musik seiner Videos handelt es sich um minimalistische Elektro-Kompositionen. Auf der Bildebene wird jedem elektronischen Ton ein einfaches visuelle Elemene zugewiesen: Die erste Bild-Ton Sequenz von “temporary items” beginnt zum Beispiel mit einem gesampletem Atemgeräusch Im Rhythmus des Ein- und Ausatmens zieht sich einen schwarze Kreislinie auf weissem Grund zusammen und dehnt sich wieder aus. Der “atmende” Kreis zieht einen zweiten kleineren Kreis mit sich vor und zurück. Ein Synthesizer Fiepton setzt ein, und der kleine Kreis beginnt im Rhythmus, grün zu blinken. Mit dem Einsatz einer durchlaufenden Bassdrum erscheint unten links im Bild ein weiterer Kreis, der im 4/4 Takt der Bassdrum rot blinkt, ein Klick kommt hinzu und der “atmende” Kreis blinkt blau im Takt. Die rhythmischen Elemente setzen nacheinander wieder aus, und mit Ihnen verschwinden der Reihe nach auch Ihre graphischen Symbole. 

Alexander Györfi nähert sich der Frage nach der Funktionsweise des Musikclips, indem er scheinbar bei Null anfängt. Er reduziert Musik und Bilder auf das Elementare und beginnt von diesem Ausgangspunkt aus, sich selbst und den Betrachter/innen Schritt für Schritt den Aufbau des Musikclips zu erklären. Jedem Ton entspricht eine graphische Form und jedem Beat ein farbiges Blinken. Auf diese Weise entwickelt Györfi eine Bildsprache aus analytischen Elementtarteilchen. In Bezug auf das Verhältnis von Musik und Bild im Videoclip findet Alexander Györfi also zu einer denkbar einfachen Lösung: Er verdeutlicht die Faszination- und den Humor - der völligen Eins zu Eins Entsprechung.

Plok . Acryl auf Leinwand